VOGELFOTOGRAFIE FÜR EINSTEIGER -
DIE 5 BESTEN TIPPS VON Wildtier-fotografin HANNAH ASSIL

von Hannah  Assil
 
Haubenmeise am Ast inmitten von roten Ahornblättern
Faszination Vogelfotografie

Tipps zur Vogelfotografie für Anfänger

Wer Spaß am Fotografieren hat und gerne Vögel beobachtet, der möchte früher oder später selbst Vögel fotografieren und die gefiederten Freunde in Szene setzen. Egal ob im nahegelegenen Wald, im eigenen Garten oder sogar am Balkon kann man viele heimische Vögel vor die Linse bekommen. Besonders in der kalten Jahreszeit kann man die heimische Vogelwelt gut beobachten.

Blaumeise auf winterlichen Rebstöcken
Vögel im Winter fotografieren - mit diesen einfachen Tipps klappt es bestimmt

Der Winter als beste Jahreszeit, um Vögel zu fotografieren?

Für Einsteiger in die Welt der Vogelfotografie erweist sich der Winter als beste Jahreszeit. Mit dem ersten Schnee kommen Vögel zum Futterhäuschen, welches idealerweise schon vorab bestückt wird, damit die Vögel bei Schneefall und Frost bereits wissen, wo sie hin müssen. Für uns FotografInnen bringen die Vogelhäuschen einen großen Vorteil, da die Vögel an der Futterstelle ganz schön mutig sind und viel eher unsere Anwesenheit tolerieren. Wenn du also immer schon mal in die Welt der Wildtierfotografie hineinschnuppern oder unbedingt mal Vögel fotografieren wolltest, dann ist der Winter genau der richtige Zeitpunkt dafür.

Eine gut überlegte Ausrüstung bringt schnell erste Erfolge in der Vogelfotografie

Die Basis für einen Erfolg beim Einstieg in die Welt der Wildtierfotografie sind ein paar wenige, aber grundlegende Überlegungen bezüglich deiner Ausrüstung. In der Vogelfotografie gilt: Die Auswahl des richtigen Objektives ist fast wichtiger, als die Wahl der Kamera selbst. Denn bei den scheuen Tieren ist ein Teleobjektiv ein Muss!

Nahaufnahme einer Fotografin mit Teleobjektiv im Winter
Ohne Teleobjektiv geht bei der Vogelfotografie nichts!

Objektiv: Nichts ist neben dem Licht bei der Fotografie wichtiger als das passende Objektiv für die jeweilige Situation. Bei der Vogel- und Wildtierfotografie benötigen wir ein Teleobjektiv. Schon mit einem 70 - 200 mm Objektiv kann man beim Futterhäuschen gute Ergebnisse erzielen, aber um einen Vogel wirklich formatfüllend auf das Bild zu bekommen sind größere Brennweiten von Vorteil. Ich persönlich empfehle euch hier das Sigma 150 - 600 mm Contemporary. Es ist nicht zu schwer und hat ein super Preis-Leistungsverhältnis. Fast all meine Bilder sind mit diesem Objektiv entstanden.

Kleidung: Bei der Vogelfotografie wirst du dich lange draußen im Kalten aufhalten müssen und damit du nicht frierst, ist die richtige Kleidung ausschlaggebend für dein Durchhaltevermögen. Da ich mich in dicken Jacken oft recht eingeengt fühle und nicht mehr flexibel genug zum Fotografieren bin, bin ich ein großer Fan des Zwiebellooks. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, wie viele Schichten er braucht, aber als unterste Schicht empfehle ich dir eine Merino Unterwäsche. Sie hält super warm, kratzt nicht und Merino-Wolle ist auch dafür bekannt, dass man sie so gut wie nie waschen muss. Sie besitzt nämlich selbstreinigende Eigenschaften und nimmt auch so gut wie keine Gerüche an, da die Wolle eine schuppige Oberfläche hat, auf der Bakterien schwerer haften. Zusätzlich nimmt die Wolle die Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf auf, bevor sie auf der Hautoberfläche zu Schweiß kondensiert. Merino Unterwäsche findest du in unterschiedlichen Wärmeleistungen (Icebreaker), je nachdem wie kälteempfindlich du bist. Wenn es richtig kalt wird, dann besteht meine unterste Schicht aus einem Langarmshirt und einer Leggings.

Lächelnde Frau mit Handschuhen, warmer Jacke und Stirnband inmitten von hohem Gras mit Raureif
Warme Kleidung und Handschuhe sind essentiell bei der Fotografie von Vögeln im Winter

Handschuhe: Kein Körperteil ist beim Fotografieren so sehr der Kälte ausgesetzt wie unsere Hände, doch gleichzeitig sind sie auch essenziell und dürfen deswegen nicht vernachlässigt werden. Lange habe ich mich gegen Handschuhe gewehrt, weil sie entweder zu dünn waren und eh nichts gebracht haben oder so klobig, dass ich damit kein Gefühl mehr hatte oder sie waren viel zu groß für meine kurzen Finger. Doch diese Probleme haben vor ein paar Jahren ein glückliches Ende gefunden, als ich die Handschuhe von der THE HEAT COMPANY entdeckt habe. Endlich gab es die perfekte Lösung für mein Problem und ich bin zum richtigen Handschuhfan geworden.Mein absoluter Liebling ist der DURABLE LINER PRO. Er ist mein Favourit, weil er nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm ist und wie angegossen sitzt. Wer kein Freund von Leder ist, der sollte mit den WIND PRO LINER oder MERINO LINER PRO auf seine Kosten kommen, die für die entsprechende Rutschfestigkeit einen Silikonprint auf der Handfläche haben. Für den Übergang der warmen zur kalten Jahreszeit kann ich euch auch noch die dünnen MERINO LINER LIGHT ans Herz legen (die übrigens auch super unter die anderen Liner passen). Wenn es dann so richtig kalt wird ziehst du dir am besten auch noch Fäustlinge an.Mit Fäustlingen fotografieren?
Ja, richtig gehört, denn mit den SHELL Fäustlingen von der THE HEAT COMPANY bist du super flexibel, denn du kannst den Fäustling-Teil und den Daumen einfach nach hinten klappen und so hast du immer noch deine Bewegungsfreiheit während dem Auslösen und Einstellen der Kamera.

Wärmepads: Solltest du sehr lange draußen mit Warten verbringen, dann wird es dir bestimmt trotz der besten Ausrüstung irgendwann kalt werden. Aber auch dafür gibt es eine Lösung, nämlich Wärmepads. Gegen kalte Zehen gibt es FUSS- und SOHLENWÄRMER und gegen frierende Finger HANDWÄRMER. Wusstest du, dass es bei den Handschuhen von der THE HEAT COMPANY sogar ein eigenes Fach für diese gibt? Ganz schön großartig! Zusätzlich gibt es natürlich auch noch Wärmepads, die für jede andere Körperstelle geeignet sind.

Nahaufnahme einer Fotografin mit Liner Handschuhen, grünen Fäustligen und Fotorucksack
Fotografieren mit dicken, warmen Fäustlingen muss kein Widerspruch sein

Batterien und Akkus bei Kälte schützen

Batterien und Akkus entleeren sich bei Kälte viel schneller. Trage diese nahe am Körper und unterstütze sie am besten mit einem MULTIWÄRMER. So wird es gleichzeitig auch dir selbst wärmer und du wirst keine böse Überraschung erleben, wenn du den Akku wechselst!

Frau mit Lederhandschuhen, die eine Vogel-Bestimmungsapp am Handy antippt
Vogelarten per App bestimmen - ganz schön nützlich in der Vogelfotografie

Apps: Gerade wenn du erst mit der Vogelfotografie beginnst und dich vielleicht noch nicht so gut mit unseren heimischen Vogelarten auskennst, können dir Apps eine große Hilfe sein. Ich empfehle dir hier die App von Kosmos: „Vogelführer“. Sie ist das Pendant zum gleichnamigen Buch und sehr ausführlich und man kann dort sogar nach Farben suchen. Dank der touchscreenfähigen Fingerspitzen deiner Liner Handschuhe ist die Bedienung deines Smartphones problemlos möglich und du bekommst keine kalten Finger dabei. Solltest du manche Vögel nur hören und möchtest gerne wissen, um welchen Vogel es sich handelt, kann ich dir zusätzlich noch die App „BirdNET“ empfehlen."

Apps für die Vogelfotografie aus der Praxis: der Kosmos Vogelführer (englische Version: Collins Bird Guide) und BirdNET

Deine wichtigste Eigenschaft – Engelsgeduld

Bei keiner Art der Fotografie wirst du so geduldig sein müssen, wie bei der Wildtier- und Vogelfotografie. Manchmal kann es sein, dass du nur 5 Minuten wartest, bis die ersten Vögel vor deiner Kamera auftauchen, aber manchmal kann es auch mehrere Stunden dauern. Du solltest also auf alle Fälle darauf vorbereitet sein und dich nicht entmutigen lassen, denn man weiß nie, ob sich nicht einige Minuten später doch noch ein Vogel zeigen würde. Die einzigen Argumente, um die Zelte abzubrechen, sind zu schlechte Lichtverhältnisse oder dass du schon reichlich Bilder im Kasten hast. Gegen die Kälte solltest du nämlich inzwischen durch die Tipps aus dem ersten Teil perfekt gewappnet sein. Eine Thermoskanne mit Tee überbrückt lange Wartezeiten und hält dich zudem warm.

5 Sterne Hotel – Biete ein kulinarisches Highlight

Gerade im Winter zieht es die Vögel auf der Suche nach Nahrung in die Nähe des Menschen. Mit etwas gutem Vogelfutter lockst du verschiedene Arten zu deiner Beobachtungsstelle. Doch Achtung: Vogelfutter ist nicht gleich Vogelfutter! Durch meine langjährige Erfahrung bei der Vogelfütterung konnte ich feststellen, dass Vögel wahre Feinschmecker sind und die Anzahl der Besucher abhängig von der Futterqualität und der Futtervielfalt ist. Auch gibt es Vögel, die lieber vom Boden fressen als von einem hängenden Futterhaus.

ALT: Hängende Futterhäuschen und Voglefutterstellen am Boden im Garten
Eine Vielzahl an unterschiedlichen Futterhäuschen mit abwechslungsreichem Futter ziehen viele Vögel zum Fotografieren an

Standort: Deine Futterstelle sollte nahe an Bäumen, Sträuchern und Hecken sein, wo die Vögel gerne zwischenlanden, bevor sie auf das Futter zusteuern und schnell eine Deckung finden, sollte mal ein ungebetener Gast vorbeikommen. Zusätzlich kannst du sie dann bei diesem „Ansitzen“ perfekt fotografieren, da hier das Motiv schöner ist als beim Futterhaus selbst. Die Futterstelle soll aber auch übersichtlich sein, damit sich Fressfeinde, wie zum Beispiel Katzen, nicht darunter verstecken können.

Futterhäuser: Bei der Vogelfütterung ist Hygiene besonders wichtig, weshalb ich ein großer Fan von Futterhäusern oder Fettfutterhaltern aus recyceltem Kunststoff oder Metall bin (erhältlich bei Vivara). Diese sind sehr leicht zu reinigen und langlebiger als Futterhäuser aus Holz. Bei Bodenfutterstationen würde ich ebenfalls welche aus recyceltem Kunststoff oder welche aus Holzbeton empfehlen, da sie unempfindlich gegen Feuchtigkeit sind.

Futterarten: Du solltest unbedingt ein bunt gemischtes Menü für deine Vögel anbieten. Für das Futterhäuschen kannst du dir eine beliebige Saatmischung aussuchen. Ich achte hier auf ein energiereiches Futter (Sonnenblumenkerne, gehackte Erdnüsse, Haferbruch, Maisbruch, Hanfsaaten usw). Ein besonderer Leckerbissen sind getrocknete Mehlwürmer. Damit lockt man den ein oder anderen Vogel aus der Reserve, wie zum Beispiel die Haubenmeise. Bei manchen Futtermischungen sind diese direkt dabei oder man kann sie zusätzlich kaufen. Neben den Saatmischungen solltest du auch unbedingt Fettfutter anbieten. Hier gibt es eine große Palette an Futterarten, wie zum Beispiel die bekannten Maisenknödel oder aber auch Energiekuchen oder -blöcke in unterschiedlichsten „Geschmacksrichtungen“ (Beeren, Insekten, Mehlwürmer, Saatkörner, usw). Je bunter die Auswahl, desto vielfältiger die Vogelarten.

Sumpfmeise, Schwanzmeise, Blaumeise - viele verschiedene Arten von Vögel werden durch gutes Vogelfutter an die Futterstelle angelockt

Wenn Glück auf die richtige Vorbereitung trifft – Technik

Bereits beim Standort der Fütterung haben wir schon angesprochen, dass Bäume, Sträucher und Hecken in der Nähe sein sollten. Such dir also einen Ort aus, der optisch was hermacht und an dem auch gute Lichtbedingungen herrschen. Die Stelle, an der du fotografieren willst, sollte einen ruhigen Hintergrund und nicht zu viele störende Elemente wie z.B. Äste quer durchs Bild hängen haben. Du kannst auch Äste und Zweige selbst in Nähe der Futterhäuschen drapieren, auf denen die Vögel landen können bevor sie an der Reihe sind. Zusätzlich ist es vorteilhaft, wenn deine ausgewählte Stelle in der Früh oder am Nachmittag nicht zu dunkel ist, damit du genügend Licht zum Fotografieren hast, denn diese Zeiten haben den besten Sonnenstand dafür. Achte auch darauf, dass die Stelle, an der du fotografieren willst, nicht zu hoch oben ist. Je eher du auf Augenhöhe fotografieren kannst, desto schöner wird das Bild.


Wintergoldhähnchen und Blaumeise am Ast

VÖGEL VOM BODEN AUS BEOBACHTEN

Solltest du eine Bodenfutterstelle haben, dann kannst du dich auch mal (mit einer Isomatte) auf den Boden legen, um auf Augenhöhe mit den Vogelarten zu sein, die gerne Futter vom Boden picken.

Damit die Motive schön freigestellt sind und du einen sanften Hintergrund hast, solltest du mit der größten Blende (kleinste Blendenzahl) fotografieren. Dadurch wird der Hintergrund unscharf und der Fokus liegt auf dem Vogel. Je nachdem, was deine Lichtverhältnisse erlauben empfehle ich dir auch eine kurze Verschlusszeit, denn so kannst du die Vögel auch im Landeanflug oder beim Abheben fotografieren, ohne dass sie unscharf sind.

ZUSATZ-TIPP: PROBEFOTO 

Mach immer ein Probefoto, um deine Einstellungen zu überprüfen. Sollte nämlich ein Vogel kommen, wenn deine Einstellungen falsch gewählt waren, wirst du schnell frustriert sein.

Endlich raus in die Wildnis

Die ersten Schritte sind getan und du konntest nun an deiner Futterstelle schon ein wenig Erfahrung in der Vogelfotografie sammeln. Du hast gelernt, wie ein Vogel sich verhält, kurz bevor er losfliegt und auch wie tolerant sie gegenüber deinen Bewegungen sind und ab wann es ihnen zu viel wird. Jetzt ist es an der Zeit, dass du dich in die freie Natur und in den Wald begibst.Durch deine Beobachtungen hast du sicher auch bemerkt, dass Vögel in der Früh und am Abend am aktivsten sind und das ist nicht nur am Futterplatz so. Plane deinen Fotoausflug also nicht über die Mittagszeit.Das wichtigste, was ich dir mitgeben möchte ist:Lerne die Tiere, die du fotografieren möchtest, kennen!Die Wahrscheinlichkeit, dass du eine Haubenmeise am Neusiedler See sehen wirst, ist genauso gering, wie die Wahrscheinlichkeit, dass du eine Bartmeise im Nadelwald finden wirst. Lege dir ein gutes Vogelbuch oder eine gute App zu (siehe oben) um etwas über die entsprechenden Arten herauszufinden.Dies gilt auch fürs Futterhäuschen. Du musst wissen, was die Vögel, die du fotografieren möchtest, am liebsten fressen, denn nur so kannst du sie auch ganz gezielt zu deiner Futterstelle locken.

Hannah hält das Birding Booklet in ihren Händen

Du bist dran!

Na, hast du jetzt auch Lust bekommen ein Futterhäuschen aufzustellen und auf Fotopirsch zu gehen? Diese 5 Tipps haben dich bestens auf die Vogelfotografie im Winter vorbereitet. Sollte dich das Vogel-Fieber so richtig packen und du dich zum wahren "Birder" entwickeln, dann kann ich dir auch mein "Birding Booklet" empfehlen. Das Birding Booklet ist für alle Birder, Ornis und die, die es noch werden wollen. In diesem Booklet kannst du nämlich eintragen, welchen Vogel du gesehen hast, von welchem du „nur“ ein Belegfoto und welchen du schon gut abgelichtet hast. Du kannst dabei sogar zwischen Weibchen, Männchen und Jungvogel unterscheiden. Weiter hinten im Booklet findest du einen Gesamtzähler, damit du nicht nur weißt, welche Arten du schon gesehen hast, sondern auch wie viele es insgesamt sind. Die Liste im Innenteil bezieht sich auf die Vogelarten im deutschsprachigen Raum, aber für alle reiseliebenden Ornis und Birder gibt es weiter hinten im Booklet Blankoseiten, wo du selber Vogelarten eintragen kannst.

Ich wünsche dir viel Freude in der Natur, schönes Licht und natürlich auch ganz viel Glück und Durchhaltevermögen! Deine Hannah

Zum Autor:

Ich bin naturverliebt und das von den Zehen- bis in die Haarspitzen. Als Tochter einer Biologin wurde ich bereits in jungen Jahren für die Natur sensibilisiert. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich diese Liebe und dieses Verständnis ebenfalls an andere Menschen weitergeben kann und es meine Bestimmung ist, das auch beruflich zu verfolgen. So begann meine Reise als Naturvermittlerin und Wildtierfotografin, wobei vor allem die Vogelwelt einen besonders hohen Stellenwert eingenommen hat.Dank meiner Fotografie darf ich mit den verschiedensten Organisationen und Nationalparks zusammenarbeiten und damit einen Beitrag für ein besseres Naturverständnis leisten. Mittlerweile bin ich auch Nationalparkrangerin und Bergwanderführerin um euch die Natur in all ihren wunderschönen Facetten zu zeigen.

Zur Website von Hannah Assil: www.hannahassil.at

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